Christof Zogg ist von den SBB zu Tamedia gewechselt, der Ticketing-Welt bleibt er aber treu. Seit Anfang 2019 ist Zogg CEO von Starticket. Ein Gespräch der Netzwoche über seinen Start bei der Tamedia-Tochter, nicht gemachte digitale Hausaufgaben und den Ärger mit Wiederverkäufern.

Wenn Sie "Starticket.ch" aufrufen: Auf welchen Event freuen Sie sich im Moment am meisten?
Christof Zogg: Ich freue mich selbstverständlich über jeden Veranstalter, der sich für Starticket als Ticketing-Plattform und Partner entscheidet. Am meisten stolz bin ich aber natürlich, dass wir aktuell das Fête des Vignerons vermarkten. Dieses Weinfest findet nur ungefähr alle 25 Jahre in Vevey statt und ist quasi die Landesausstellung der Romandie. Der sehr spezielle Grossanlass wurde sogar in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Gerade für uns Deutschweizer ein idealer Anlass, der landschaftlich so attraktiven Genferseeregion wieder einmal einen Besuch abzustatten.

Sie sind seit Anfang 2019 CEO von Starticket. Wie gefällt es Ihnen als Chef des Unternehmens?
CEO zu sein bedeutet für mich die Freiheit, auf alle Bereiche und Prozesse Einfluss nehmen zu können und gleichzeitig die Last, für alle getroffenen Entscheide und letztlich natürlich das Geschäftsergebnis verantwortlich zu sein. Die Rolle erlaubt es mir, die in meiner Karriere gewonnene Expertise und die gemachten Erfahrungen in Marketing, Sales und Software-Produkt-Entwicklung einzubringen und gemeinsam mit einem sehr motivierten und für Veränderungen offenen Team in die Tat umzusetzen.

 

Christof Zogg, CEO Starticket

Wie sieht Ihre Bilanz nach den ersten sechs Monaten als CEO aus?
Erstens ist der Veranstaltungsticket-Markt in der Schweiz sehr kompetitiv – sowohl für die Veranstalter, die sich in einem immer breiteren Markt an Freizeitangeboten behaupten müssen und angesichts von Netflix & Co. die Kunden überhaupt erst motivieren müssen, die eigenen vier Wände zu verlassen, wie auch für die Ticketvermarkter. Starticket ist als klare Nummer zwei im Markt in mehrfacher Hinsicht gefordert, sei es im offensichtlichen Wettbewerb mit dem Marktführer oder in der Konkurrenz mit den verschiedenen Long-Tail-Anbietern, die mit niedrigeren Kosten und am Ende der Fahnenstange mit Freemium-Preismodellen Marktanteile gewinnen wollen.

Und zweitens?
Zweitens ist es für Starticket ein grosser Vorteil und eine ebensolche Business-Opportunity, als Tochterunternehmen zu Tamedia zu gehören. Tamedia ist digital hervorragend aufgestellt und betreibt bekannte Plattformen wie Homegate, Ricardo, Doodle oder Zattoo. Zudem wird die digitale Reichweite ein immer wichtigerer Erfolgsfaktor für die Ticketvermarktung, und Tamedia erreicht als führende Schweizer Mediengruppe mit ihren Onlineplattformen vier von fünf Personen in der Schweiz und hat mit "20 Minuten" den erfolgreichsten Medientitel im Portfolio. Und drittens fahre ich nach wie vor gerne mit dem ÖV, bin aber sehr froh, nicht mehr pro Jahr rund 50 000 Kilometer zur Hauptverkehrszeit im Zug pendeln zu müssen.