Als Lernende/r verbringt man die meiste Zeit in der Berufsschule oder im Betrieb. An beiden Orten laufen die Tage anders ab und auch die Gliederung des Alltags ist bei beiden unterschiedlich. Doch wie verläuft ein Tag im theoretischen Teil der Lehre? Eine KV-Lernende aus Bern berichtet:
Mit der Tasche vollgepackt mit Büchern, die je nach Tag mehr oder weniger wiegen, mache ich mich auf den Weg in die Schule. Es ist noch früh, dennoch ist das Tram voll mit Menschen. Die meisten von ihnen sind Schüler oder Arbeitstätige. Ich setze mich auf den freien Platz neben der Tür, lege meine Kopfhörer an und stöbere nochmals durch meine Zusammenfassungen für die Probe in Mathematik.
Kurze Zeit später spricht die Frau aus dem Lautsprecher in ihrer Roboter Stimme: «Kaufmännischer Verband». Hier steige ich aus und mache mich auf den Weg in Richtung Klassenzimmer und nach einer gefühlten Stunde Treppensteigen erreiche ich endlich das Klassenzimmer. Ich platziere meinen Kram in eine leere Ecke des Zimmers und meine Bücher auf den Tisch. Ich könnte mir eigentlich einen Spind mieten, doch wieso ich das noch nicht getan habe, ist mir selber ein Rätsel.
Keine zehn Minuten später, startet der Lehrer mit seinen Inputs und ich beginne alle wichtigen Stichworte und Erklärungen in das Buch oder auf meinen Block zu notieren. Nach intensiven drei Lektionen Wirtschaft und Recht gibt es erstmals eine viertel Stunde Pause, bevor wir mit weiteren zwei Lektionen eines anderen Faches weiterfahren. Die Hälfte der Klasse (inklusive ich) holt sich währenddessen Snacks um bis zum Mittag nicht zu verhungern. Doch kaum habe ich meinen Schokoriegel fertig gegessen, betretet auch schon der nächste Lehrer das Zimmer. Es beginnt Finanz und Rechnungswesen. FR gehört zu meinen unbeliebten Fächern, denn ich gehöre zur Sorte Mensch, die besser in Sprachen ist, als zu der, die besser mit Zahlen umgehen kann.
Zum dritten Mal schaue ich schon auf die Uhr. Mit knurrendem Magen warte ich die letzten drei Minuten ab. 3…2…1… Es ist Mittag! Ich kann es kaum erwarten mein Sandwich zu verspeisen. Heute wird gespart! Das heisst, ich kaufe kein überteuertes Sandwich aus dem Supermarkt neben an, sondern habe ein Selbstgemachtes eingepackt!
Nach einer zu kurzen Mittagspause geht es weiter mit der letzten Lektion Finanz- und Rechnungswesen bzw. die Lektion vor der Mathe Prüfung. Diese verläuft jedoch schnell. Ich erlaube mir sogar Mathe-Übungen während der FR-Lektion zu lösen. Nicht lange nach Ende der letzten Lektion, sitze ich auch schon vor der Prüfung. Ich werfe einen ersten Blick auf das Blatt und natürlich verzweifle ich zunächst, doch nachdem ich mich kurz zusammengerissen habe, beginne ich mit der ersten Aufgabe und nach mindestens sieben «Hää»’s und zwei «Oh Gott»’s habe ich es endlich geschafft den Test vollständig und auf die Minute genau abzugeben.
Draussen im Gang findet anschliessend die Diskussion zwischen den Schülern statt über was zur Hölle wir da gerade geschrieben hatten. Die Diskussion hält jedoch nicht lange an, denn kurz darauf sehen wir die nächste Lehrerin, für die letzten zwei Lektionen des Tages, den Raum betreten. Man könnte denken, dass die letzten zwei Lektionen mühsam werden, doch sie verlaufen ziemlich entspannt. Es wird geredet, gearbeitet und halbwegs aufgepasst. Alle sind müde und wollen in den Feierabend, aber zum Glück schlägt die Uhr bald 17:15.
geschrieben von Azra Idrizi, KV-Lernende 1. Lehrjahr