Am 17. November 2017 waren wir Gastgeber von Creative Mornings. Die internationale Veranstaltungsreihe lädt in Metropolen auf der ganzen Welt monatlich zu Frühstücksvorträgen ein und hat ein einfaches Konzept: Networking bei einem Frühstück mit kurzem Referat. Thema der Veranstaltung bei Tamedia war “Death”. Autorin Yvonne Eisenring erzählte dabei offen von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Tod.

Umrahmt vom Gesang von Tanya Birri erinnerte sich Eisenring an den plötzlichen Tod ihres Vaters 2001 und die Schwierigkeit vieler Leute, auf Trauernde in ihrem Umfeld zuzugehen. Obwohl der Tod eines Menschen an sich ja kein aussergewöhnliches Ereignis darstelle hätten viele Leute Mühe, mit ihm umzugehen. Dabei sei es wichtig zu akzeptieren, dass der Tod stattfindet. Klar sei es ein sehr unangenehmes Thema und es gebe keine richtige Form um über ihn zu reden. Es sei auch gar nicht wichtig, die richtigen Worte zu finden - wichtig sei es, überhaupt etwas zu sagen und für Betroffene dazusein.

Yvonne Eisenring ging in ihrem Referat auch darauf ein, wie ihre Erfahrungen mit dem Tod sie später auch in ihrer Arbeit als Journalistin beeinflusste. Sie erinnert sich an ein Interview mit einer Frau zurück, die kurz zuvor gewaltsam Mann und Sohn verloren hatte und betonte mit diesem Beispiel die Wichtigkeit der Rücksichtnahme auf Hinterbliebene. Es sei falsch, dass diese sich mit Sachen wie Interviews und den Medien auseinandersetzen müssten. Journalisten sollten zweimal überlegen, ob es für Leser und Nutzer wirklich wichtig ist zu wissen, wie es den Hinterbliebenen in solchen Fällen geht. Quoten und Klicks seien bei diesem Entscheid nie das richtige Argument.

Sie habe sich an den Tod gewöhnt, sich aber nie mit ihm versöhnt, sagt Eisenring abschliessend. Ihren Vater vermisse sie heute noch - manchmal in den dümmsten Momenten, in denen sie eigentlich glücklich sei und die sie dann unverhofft auch etwas traurig stimmen.

Zum Schluss appellierte sie an die Anwesenden, keinen Bogen um das Thema Tod zu machen, auch wenn es unangenehm sei. In der ganzen Trauer über den Tod ihres Vaters seien Gespräche über Verlust und Traue das tröstendste gewesen: sie haben Yvonne geprägt und beeinflusst wie sie jetzt lebt. Sie sagt: «Es ist höchste Zeit, dass der Tod kein Tabuthema mehr ist, weil er halt - so beschissen das ist - alle betrifft und trifft, früher oder später».

Über Yvonne Eisenring:
Yvonne Eisenring (1987) arbeitete von 2008 bis 2015 als Reporterin bei Tele Züri und schrieb als Kolumnistin und Autorin für verschiedenen Magazine, wie «Annabelle», «Friday», «Süddeutsche Zeitung Magazin» und «Neon». Für ihre Fernsehreportagen und ihre Texte wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Vor einem Jahr erschien ihr erstes Buch und war mehrere Wochen auf der Bestsellerliste und in der nationalen und internationalen Presse. Dieses Jahr war Yvonne für verschiedene Projekte zuerst in Zürich und hat dann länger in New York und Berlin gelebt. Zurzeit arbeitet Sie an ihrem ersten Roman.

Photo by Nadja Zimmermann
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