Am vergangenen Dienstag veröffentlichte Tamedia die Zahlen für das erste Halbjahr 2017. Wir haben CEO Christoph Tonini einige Fragen dazu gestellt.

Bist du mit dem Halbjahresergebnis 2017 zufrieden?
Mehrheitlich ja. Im ersten Halbjahr 2017 konnten wir trotz des beschleunigten Rückgangs im Print-Werbemarkt ein beachtliches Ergebnis erzielen und der operative Cash-flow entwickelte sich positiv, das ist im momentanen Umfeld eine Leistung, die sich sehen lässt. Positiv zu werten ist auch, dass unsere Digitalplattformen wie Homegate und jobs.ch auf hohem Niveau weiter wachsen und es uns gelingt, die Zahl der digitalen Abos zu steigern.

Wenige Tage vor der Präsentation des Halbjahresergebnisses wurde bekannt, dass Tamedia die Zeitungsredaktionen neu aufstellt. Was erhofft ihr euch von dieser Neuaufstellung?
Das Interesse der User und Leser an unserer Berichterstattung ist heute grösser als noch vor zehn Jahren. Weg brechen aber die Einnahmen im Werbemarkt, die zu Facebook, Google oder ins Fernsehen abfliessen. Die Tageszeitungen haben in den letzten vier Jahren ein Viertel ihrer Werbeeinahmen verloren – und der Rückgang hält leider an. Das sind die Rahmenbedingungen, in denen wir uns bewegen. Das Ziel der Reorganisation ist es, uns so aufzustellen, dass wir auch mit weniger Einnahmen weiterhin guten Journalismus bieten können. Gleichzeitig wollen wir weiter in die Digitalisierung investieren. Der Anteil digitaler Abos, der im Moment noch bei 7 Prozent liegt, muss sich in den nächsten drei, vier Jahren zumindest verdreifachen. Ich bin überzeugt, dass uns die Neuaufstellung der Zeitungsredaktionen dabei helfen wird, diese Ziele zu erreichen und auch bei rückläufigen Werbeeinnahmen mehrere Jahre Bestand haben wird.

Beschleunigt sich der Rückgang im Print weiterhin?
Davon müssen wir leider ausgehen. 2015 lag der Rückgang bei 9 Prozent, 2016 bereits bei 11 Prozent und im ersten Halbjahr 2017 nun bei 12 Prozent. Die Abo-Einnahmen sind zwar deutlich stabiler, aber der Anstieg bei den digitalen Abos wird den Rückgang im Werbemarkt auch in den nächsten Jahren noch nicht kompensieren können.

Wie plant Tamedia weiter zu wachsen?
Wir wollen im Publishing weiterhin stark bleiben, unser Digitalgeschäft weiter ausbauen und zudem neue Geschäftsfelder erschliessen. Im Bereich der Bezahlmedien testen wir derzeit niederschwellige Abo-Angebote wie zum Beispiel den Tagespass, der kürzlich erfolgreich lanciert wurde. Wir verkaufen pro Woche bereits rund 1‘000 solcher Tagespässe. Auch die Schaffung neuer Angebote, den vermehrten Einsatz von Bewegtbild und die Entwicklung von Voice- und Podcast-Angeboten verfolgen wir weiter. Bei den Digitalplattformen steht das organische Wachstum sowie, wenn sich Gelegenheiten ergeben,  weitere Akquisitionen im Vordergrund. Mit der geplanten Beteiligung an Neo Advertising wagen wir zudem den Schritt in ein neues Geschäftsfeld, auf den ich mich freue.

Weshalb hat Tamedia entschieden, die Mehrheit von Neo Advertising zu übernehmen?

Wir möchten unser Portfolio ausbauen und das Angebot um Aussenwerbung erweitern, um  unseren Kunden ganzheitliche Lösungen aus einer Hand bedienen zu können.  Neo Advertising ist eines der innovativsten und etabliertesten Schweizer Unternehmen im Out-of-Home-Bereich und mit seiner ausgewiesener Expertise der ideale Partner für Tamedia. Gemeinsam mit Neo Advertising wollen wir den Schweizer Aussenwerbemarkt weiterentwickeln. Durch die Kombination von Print- und Online-Werbung mit Plakat- und digitaler Aussenwerbung sollen Werbekunden von neuen Angeboten profitieren und medien- und plattformübergreifende Kampagnen einfacher buchen können.